L’Eau-xikon: Wunderholz Zeder

Was unterscheidet die Zeder von vielen anderen Hölzern? Wo ist sie heimisch? Ob Mumifizierung, Arche Noah, oder ein gediegenes Parfum – die Zeder ist vielseitig.



Schon im Alten Ägypten war das massive, edel duftende Zedernholz von Bedeutung; so fertigte man damals Möbel, Schiffe und Särge daraus. Sogar zur Mumifizierung wurde es verwendet. Auch Noah baute seine Arche aus Zedernholz, um damit die Tiere vor der Sintflut zu schützen und huldigte Gott darauf mit Zedernholz-Räucherwerk. In Tibet wird noch heuer damit drauflos geräuchert.

Doch das Holz war nicht nur olfaktorisch und bautechnisch von grosser Bedeutung, sondern auch spirituell. Im Libanon waren vor 2000 Jahren grosse Flächen mit Zedernwäldern bedeckt (heute leider stark gerodet, mit etwa noch 400 übrigen Exemplaren der Libanon-Spezies), die als Pilgerort aufgesucht wurden, um unter den duftenden Nadeln der bis zu 35 m hohen und 2000 Jahren alten Bäume zu beten.

Die Zeder gilt als eines der ältesten und besten Holzbaumaterialien und lässt die europäischen Bauhölzer durch eine ausgezeichnete Witterungsbeständigkeit alt aussehen. Zudem ist das duftende Holz dank des ätherischen Öls im Gegensatz zu anderen Holzarten nicht auf Insektenfrass oder Pilzbefall anfällig. Auch heutzutage verwendet man Zedernholz immer noch: für Parkett, Möbel, Türen sowie den Schiff-, Brücken- und Hausbau. Durch die Begehrtheit des Holzes und fehlerhafte Forstwirtschaft sind wilde Zedernwälder leider von Abholzung und Überweidung bedroht.

In der Parfümerie wird Zedernholzöl aus nachhaltiger Forstwirtschaft sehr häufig verwendet. Dabei wird auf unterschiedliche Arten zurückgegriffen: auf die Atlas-Zeder (Cedrus atlantica), die Himalaya-Zeder (Cedrus deodara), die Virginia-Zeder (Juniperus virginiana), die Texas-Zeder (Juniperus mexicana) und auf das chinesische Zedernholzöl (Cupressus funebris). Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass es sich dabei um 3 verschiedene Genera handelt, nämlich: Cedrus, Juniperus sowie Cupressus, wobei die Genera Cedrus und Juniperus am ähnlichsten riechen; trocken, holzig und energiegeladen. Beliebt sind die Atlas-Zeder, die Himalaya-Zeder und chinesisches Zedernholzöl. Das Genus Cedrus (Atlas-Zeder und Himalaya-Zeder) riecht man in Parfums teils deutlich, da es viel auffallender und heller als das Genus Cupressus duftet, welches eher weich, zurückhaltend und warm riecht. Wir haben Ihnen vier Parfums ausgesucht, die nach Zedernholz riechen: Arso von Profumum Roma, Black Gemstone von Stéphane Humbert Lucas 777 sowie Nassak von Thameen und Monsieur.

Zederwälder des Genus Cedrus gibt es nicht so viele. Man findet sie im Norden von Marokko und Algerien (Atlasgebirge), im Süden der Türkei, entlang des Himalayas in Nordindien und im Hindukusch. Ein Grossteil des ätherischen Öls stammt aus Marokko, wo es durch Wasserdampfdestillation des Holzes gewonnen wird. Aus 100 kg Holz werden etwa 3.5 kg ätherisches Öl gewonnen.

Hauptbestandteile des Zedernholzöls der Atlas- oder Himalaya-Zeder (Genus Cedrus), welches aus über 40 detektierbaren Molekülen besteht, sind die Terpene alpha-, beta- und gamma-Himachalen, die zusammen etwa 70 % des braun-goldigen Öls bilden. Diese Terpene können nicht synthetisch hergestellt werden, weswegen auf echtes ätherisches Zedernholzöl zurückgegriffen werden muss, will man den echten Geruch in ein Parfum einfügen.

Natürlich kann der Parfumeur auch auf Riechstoffe zurückgreifen, welche in gewissen ätherischen Ölen von Hölzern zu finden sind und isoliert werden können, so z.B. auf das Basisnotenmolekül Cedrol, welches an holziges, trockenes Zedernholz erinnert. Cedrol, zu den Terpenen gehörend, findet sich auch im Zedernholzöl (mit einem Anteil von 10 - 20 %), unter anderem aber auch in kleinsten Mengen in Ingweröl (1.3 %), Basilikumöl (0.02 %) sowie in Ylang-Ylang-Öl (0.02 %). Mit Cedrol kann der Parfümeur den Geruch des Zedernholzöls nach seinem Gusto verändern oder bei Kostendruck die Herstellungskosten senken (z.B. bei parfümierten Putz- oder Duschmitteln).

Wie alle in der Parfümerie verwendeten Holzöle ordnet man das Zedernholzöl den Basisnoten zu. Das Extrakt selbst aber besteht aus leicht und schwer flüchtigen Molekülen, was einen dynamischen Duftverlauf über die Zeit impliziert und vom Parfümeur bei der Parfumkreierung beachtet werden muss. Die leicht flüchtigen Moleküle des Zedernöls machen das Ingrediens bei einigen Parfums schon in der Kopfnote deutlich erkennbar.   

In der Aromatherapie wird Zedernholzöl bei Angst und nervöser Anspannung eingesetzt, da es beruhigend und stabilisierend wirkt. Auf die Atemwege wirkt das Öl antiseptisch und schleimlösend; man kann es für Inhalationen verwenden. Auch gegen Blasenentzündungen und Schmerzen beim Wasserlassen ist es hilfreich. Als Heilmittel für die Haut wird es, wie Sandelholz auch, sehr gerne verwendet. Bei Hautausschlägen, Akne, Haarausfall, Schuppen oder Cellulite wirkt es Wunder. Bei Schwangerschaft und an Kleinkindern sollte es jedoch nicht verwendet werden.