L’Eau-xikon: Bergamotte

Christoph Kolumbus brachte die Bergamotte?! Kann man sie überhaupt in der Küche verwenden? Was ist die Geschichte dieses Parfumingrediens?

Die runde, grüne Frucht Citrus bergamia liefert eine der wohl bekanntesten Kopfnoten im Reich der Parfums. Unzählige Kreationen, vor allem Eau de Toilettes, enthalten Bergamottöl oder synthetisch nachgeahmte Varianten, um dem Duftwasser eine gewünschte Frische und Leichtigkeit zu verleihen. Das Bergamottöl verflüchtigt sich zwar relativ rasch auf der Haut, dafür bietet es aber eine gute Silage und verteilt sich beim Aufsprühen auf einen Riechstreifen sehr gut in der Luft. Im Massenmarkt gilt dies als wichtig, weil Kunden schon beim Aufsprühen, ohne dabei daran zu riechen, etwas erleben sollen, damit ein Interesse entsteht und die Aufmerksamkeit gesteigert wird. Kunden kaufen auch eher Parfums, die über eine Kopfnote verfügen. Das frische, spritzige Öl der Bergamotte ist von grosser Originalität und verfügt genau über diese gewünschten Eigenschaften. So findet es sich auch in Seifen, Deodorants, Cremes oder Duschgels und belebt damit den Körper und Geist mit dem Duft heiterer Leichtigkeit.

 
In der Parfümerie Osswald finden sich einige Düfte mit Bergamotte. Besonders erwähnenswert sind die Düfte Bergamotto di Calabria von Acqua di Parma sowie Elysium von Roja Dove. Elysium ist ein sogenanntes Parfum Cologne, eine ausgezeichnete Kreation; frisch und zugleich edel sowie perfekt ausgewogen.

 

Entstanden ist die Bergamotte als Hybride aus der Bitterorange (Citrus aurantium) und der Zitronatzitrone (Citrus medica) und ist somit eine durch Züchtung entstandene Art. Wie die Orange, die Limette oder die Zitrone gehört sie zu den Zitrusfrüchten bzw. zu den Rautengewächsen. Die sehr saure, bittere Frucht wird nicht, wie die anderen Zitrusarten, als essbares Obst verwendet, sondern wird nur zu Zwecken der ätherischen Öl-Gewinnung angebaut. Allerdings findet man Rezepte, die Bergamottöl enthalten. So wird es in Likören oder Zitrusgetränken oder zur Aromatisierung des Earl-Grey-Schwarztees verwendet. Zudem wird es in der kalabrischen Küche auch in Keksen, Kuchen oder Glaces eingesetzt. 

Angeblich soll die Frucht, welche ihre Ursprünge in den Tropen Asiens hat, irgendwann auf die Kanarischen Inseln gelangt sein, wo sie Christoph Kolumbus entdeckte und nach Kalabrien in Süditalien (Fussspitze des Stiefels) brachte. Von dort verbreitete sich das Bergamottöl in ganz Europa; der erste grossflächige Anbau erfolgte um 1750, um 1850 belief sich die Anbaufläche in Kalabrien bereits auf 1250 Hektar. Im Eau de Cologne (Kölnisch Wasser) spielt die Bergamotte zusammen mit Neroli und Lavendel zudem eine wichtige Rolle. Das Cologne kam zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf und dominierte die Parfumwelt durch den kommerziellen Erfolg bis Ende des 19. Jahrhunderts. König Ludwig XV., Napoleon, Mozart, Voltaire und Goethe sollen es benutzt haben. Selbst die Bürger der Arbeiterschicht, welche sich keine Eau de Colognes leisten konnten, verwendeten das kalabrische Öl zur Beduftung von Räumen oder als Parfum.

Heutzutage stammen sagenhafte 90 % der Weltproduktion des grünen Goldes immer noch aus Kalabrien, genauer genommen entlang eines etwa 100 Kilometer langen Abschnittes. Zu den anderen Anbaugebieten gehören unter anderem Argentinien, Brasilien, Guinea und die Elfenbeinküste. Allerdings erreichen diese Gebiete nicht die gleiche Qualität wie Süditalien.
Bergamottöl ist in der Schale der Frucht enthalten und wird durch mechanisches Kaltpressen und Zentrifugieren gewonnen. Um einen Liter Öl zu erhalten, müssen ca. 200 Kilogramm Früchte verwendet werden. Erntezeit ist im Winter von November bis Februar.

In der Aromatherapie ist das Fruchtöl auch ein geschätztes Heilmittel. Es hilft gegen Depression, Angst und Hysterie. Auch gegen Stress kann es verwendet werden. Eine aufheiternde Ölmischung können Sie leicht selber machen. Mischen Sie Bergamottöl mit Rosmarinöl, Lemongrassöl oder Eisenkrautöl. Auch sehr fein sind Mischungen mit anderen Zitrusfrüchten wie der Zitrone, Mandarine oder der Limette. Ob in Duftlampen, in Bädern oder als Massageöl, die Bergamotte hilft in schweren Zeiten.
In der italienischen Volksmedizin wird Bergamottöl auch eingesetzt. Es heilt unterschiedliche körperliche Leiden durch seine antiseptische Wirkung. So ist es hilfreich gegen etliche bakterielle Erreger und wird deshalb z.B. bei Infektionen der Haut und der Atemwege oder bei Entzündungen im Mundraum eingesetzt. Wegen dieser Eigenschaften und des angenehmen Geruchs wird das Öl auch in Hautpflegeprodukten, z.B. Body Lotions verwendet. 

Nebst den heilenden Eigenschaften besitzt das ätherische Öl aber auch eine negative Eigenschaft. So enthält es Bergapten, ein Molekül, das unter direkter Lichteinstrahlung der Sonne phototoxisch wird, d.h. sich in ein Radikal verwandelt und somit der Haut schaden kann. Im Handel ist deshalb auch bergaptenfreies Bergamottöl erhältlich, welches in Parfums oder Pflegeprodukten verwendet werden darf.