L’Eau-xikon: Lavendel


Wer kennt ihn schon nicht, den Lavendel. Der Name der Alleskönnerpflanze rührt vom lateinischen Begriff lavare her, was so viel wie waschen bedeutet. Der Geruch assoziiert man gerne mit Weite, Freiheit und Klarheit, man fühlt sich in die Provence versetzt und sieht glückliche Menschen weisse Bettlacken zum Trocknen aufhängen, während Grenouille durch die Felder streunt und Bienen sich am Nektar laben.  
Das Pflanzenöl des Lavendels wird in vielen Bereichen verwendet. Nicht nur in Kosmetika, Seifen und der Aromatherapie, sondern auch In der Parfümerie. Das Öl wird in der Duftpyramide zu den Herznoten gezählt und wird von Parfumeuren gerne mit Zitrus- und Holznoten vermischt. Wichtig war und ist die Essenz auch für Kölnisch Wasser (Eau de Cologne), da der Lavendelduft eine unglaubliche Frische, Sauberkeit und Leichtigkeit ausstrahlt. Die wohl bekannteste Lavendelkreation ist Pour un Homme de Caron aus dem Hause Caron, ein Klassiker, der seit 1934 erhältlich ist und ausgezeichnet riecht. Gerne dürfen Sie den Duft in unserer Parfümerie riechen kommen, er wird Sie bestimmt beeindrucken. Ein weiterer Duft, der deutlich nach Lavendel riecht, ist Music for a While von Frédéric Malle. Parfums mit nur einem Hauch von Lavendel, aber deutlicher Leichtigkeit, Weite und Frische sind folgende: Elysium pour Homme Cologne von Roja Parfums, Sahara Blue von Moresque, Candour von Humiecki & Graef, Entre Ciel et Mer von Pierre Guillaume sowie Teeb von Blend Oud.

Es existieren mehrere Lavendelarten, aus denen ätherische Öle hergestellt werden, so gibt es etwa Lavendel extra, Lavendel fein, Speiklavendel und Lavandin, welcher in die Unterarten Lavandula hybrida, Grosso, Abrialis, Super und Mailette unterteilt wird. Bei Lavendel extra und Lavendel fein handelt es sich eigentlich um die gleiche Pflanzenart (Echter Lavendel), die sich aber je nach Bedingungen (Höhe, Witterung, Bodenqualität etc.) als eine bestimmte Art erkennbar macht und somit eine Artenunterteilung sinnvoll ist. Lavandin hingegen ist eine aus natürlicher Kreuzung entstehende sterile Hybride, die aus Echtem Lavendel (Lavendel extra oder Lavendel fein) und Speiklavendel entsteht, sich aber nicht natürlich vermehren kann.
Die Lavendelarten gedeihen nur unter spezifischen Bedingungen, die einten Arten nur in niedrigen Höhenlagen zwischen 300 und 600 m, andere zwischen 700 bis 800 m und einige zwischen 900 bis 1800 m. Einige Sorten bevorzugen sehr sonnige Lagen mit Kalkböden, andere schattige Hänge oder Hügel in Meeresnähe mit Silikatgestein. In der Natur gedeiht der Lavendel unter anderem auf Macchien und Garriguen, den sekundär entstandenen, anthropogenen Gebüschformationen der mediterranen Gebiete, wo auch Rosmarin, Thymian, Salbei und Zistrosen sich wild vermehren. Geographisch betrachtet kommt Lavendel in der mediterranen Region vor, nicht nur in den trockenen, warmen Küstenregionen wie Südfrankreich oder der Toskana, sondern auch in Dalmatien oder Griechenland.

Am bekanntesten für Lavendel ist natürlich die Provence. Etwa 100 Betriebe widmen sich dort der blau-violett blühenden Pflanze, in den höher gelegenen Regionen wird wilder Lavendel gesammelt (Echter Lavendel), während in der tiefer gelegenen, grossflächigen Lavendelfeldern Lavandin kultiviert wird, der nicht nur ertragreicher ist, sondern auch maschinell beackert werden kann. Diese Gegebenheiten führen zu erheblichen Preisdifferenzen zwischen den unterschiedlich riechenden Lavendelessenzen und bestimmen somit auch deren Verwendungsformen. Während günstiges Öl in Seifen und anderen Kosmetika landet, werden in Parfums auch teure Essenzen verwendet. In den Jahren zwischen 2002 und 2012 kam es in Südfrankreich immer wieder zu massiven Ernteausfällen durch Schädlinge und ungeeignetes Wetter, sodass die Ernte teils halbiert wurde. Trotzdem konnte die europäische Nachfrage gedeckt werden, denn nicht nur Frankreich ist ein wichtiger Hersteller des Lavendelöls, auch Bulgarien und England sind bedeutende Produzenten. Zudem ist Lavendelöl das am meisten gestreckte und verfälschte Öl auf dem Markt. So ist es auch schon vorgekommen, dass in Grasse Öl zu niedrigerem Preis als der Einkaufspreis in den Umlauf gebracht wurde.

Echter Lavendel wird wild geerntet. Zur Gewinnung des ätherischen Öls werden die Blütenrispen und Stängel der Wasserdampfdestillation unterzogen. Für 1 kg Lavendelöl aus Wildsammlung benötigt man etwa 150 kg Pflanzenteile. Für die gleiche Menge an Lavandin-Öl aus Feldwirtschaft nur etwa 50 kg. 


Lavendelöl wirkt beruhigend und hilft bei Stress, Nervosität, Einschlafstörungen, Migräne, Angststörungen, Unruhe und als Allerheilmittel bei etlichen Hauterkrankungen, Hautverbrennungen, Sonnenbrand, oder Bienenstichen. Zudem verfügt das Öl über antibakterielle Eigenschaften und schützt so vor Erregern. Forscher konnten nachweisen, dass verschiedene Pilze, die beim Menschen Haut- und Nagelpilzerkrankungen verursachen, schon mit gering konzentriertem Lavendelöl abgetötet werden konnten. Verpackt in Säckchen zwischen die Wäsche gelegt wirkt Lavendel zudem Insektenabweisend und schützt somit vor Motten. Ein Hoch auf Lavendel! Eine faszinierende und wohlriechende Pflanze.