L'Eau-xikon: Weihrauch
Unter den vielen kostbaren Zutaten der Parfumwelt ragt ein mystischer, zeitloser Schatz heraus: der elegante Weihrauch. Dieses Harz, das aus dem Boswellia-Baum gewonnen wird, wird von vielen für seinen erhabenen, fast kirchlich-heiligen Duft und seine zahlreichen phytotherapeutischen Heileigenschaften verehrt. Weihrauch blickt auf eine jahrtausendealte, kulturrelevante Geschichte zurück. Das duftende Harz, damals vor allem als Räucherwerk verwendet, war in der Antike bereits sehr begehrt und wurde damals als hochgefragtes Handelsgut sogar mit Gold aufgewogen. Die Weihrauchstrasse, durch den Handel des Weihrauchs entstanden, gilt als eine der ältesten Handelsrouten der Welt. Sie führte vom Oman über Jemen durch die Arabische Halbinsel bis an das Mittelmeer bei Gaza und geht mit der Domestizierung des Dromedars um etwa 2000 vor Christus einher. Damit sank die Abhängigkeit der Karawanen von den Wasserstellen in der Wüste und der Handel blühte auf, obwohl die Strecke 100 Tagesmärsche bedeutete.
Über die Weihrauchstrasse gelangte das harzige Gold zu den Ägyptern, den Griechen und den Römern. Diese verwendeten den Weihrauch in ihren religiösen Zeremonien, als Überbrückung vom Irdischen ins Göttliche, sowie für Parfüms, Kosmetika und medizinische Zwecke. Im gesamten arabischen Raum ist Weihrauch bis heute von grosser Bedeutung geblieben und hat auch für uns Parfumliebhaber eine grosse Anziehungskraft. In der Parfümerie werden dabei die Begriffe Weihrauch, Olibanum und Frankincense synonym verwendet. Entdecken Sie unsere Weihrauchdüfte:
Amouage: Epic
Heeley: Cardinal
Place des Lices: Encens de Nuit
Comme des Garcons: Rouge
Pro Fvmvm Roma: Olibanvm
Die verschiedenen Arten der Boswellia-Bäume liefern unterschiedliche Weihrauchsorten, die jeweils spezifische Geruchseigenschaften aufweisen. Boswellia sacra, auch als spiritueller, heiliger Weihrauch bekannt, wird beispielsweise für seinen frischen, zitrusartigen Duft geschätzt, während Boswellia serrata ein wärmeres, würzigeres Aroma aufweist, das für Gelassenheit sorgt. Gute Weihrauch-Qualität weist eine wunderbare, nebelige, runde Transparenz auf, in deren Rauchwolke viele Aromen problemlos eingebettet werden können, ohne dass sich im Duft Ecken und Kanten bilden. Um ihrem Meisterwerk den gewünschten Effekt zu verleihen, kombinieren Parfumeure Weihrauch gerne mit Vanille, Rosenöl, Myrrhe und Holzextrakten.
Die Gewinnung von Weihrauchöl ist eine sorgfältige und arbeitsintensive Aufgabe. Die Rinde der Boswellia-Bäume wird eingeschnitten und ein milchiger Saft rinnt aus, um an der Luft zu einem Harz auszuhärten. Die perlenartigen Tränen werden von Hand gepflückt und nach Qualitäten sortiert. Mittels Wasserdampfdestillation wird darauf das Weihrauchöl aus dem Harz gewonnen. Ein Weihrauchbaum liefert pro Ernte nur zwischen 2 und 10 kg. Durch die starke Nachfrage sind an einigen Orten deshalb die Baumbestände bedroht. Über 70 % der Weihrauchproduktion stammt heute aus Somalia. Andere wichtige Produktionsländer sind Saudi-Arabien, Eritrea, Sudan und Äthiopien.
Weihrauch ist neben seinem Geruch auch für seine zahlreichen therapeutischen Eigenschaften bekannt. In der traditionellen Medizin wird er seit Jahrhunderten zur Linderung einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt, von Entzündungen bis zum Stressabbau. Und auch die moderne Forschung hat Interesse gefunden. Potenzielle Vorteile des Weihrauchs werden ermittelt und es wird versucht, gewisse Bestandteile auch künstlich für pharmazeutische Zwecke herzustellen. Im indischen Ayurveda wird Weihrauch bereits seit 5000 Jahren verwendet und ist deshalb für die westliche Medizin sehr vielversprechend.