Gewinnung von Parfumölen
Parfums enthalten aus der Natur gewonnene Duftstoffe. Wir erklären Ihnen die verschiedenen Verfahren der Naturrohstoffhersteller, die die Parfumeure und Parfumproduzenten mit wunderbaren Naturstoffen versorgen. Jedes Extraktionsverfahren liefert ein anderes Duftöl. So riecht durch Wasserdampfdestillation erhaltenes Jasminöl anders, als das durch Enfleurage oder Lösungsmittelextraktion gewonnene Öl.
Die Geschichte der Gewinnung:
Das älteste bekannte Destilliergerät zur Herstellung von ätherischen Ölen stammt aus Mesopotamien und wird auf ein Alter von etwa 5000 Jahren geschätzt, dabei sammelte sich das Kondensat ganz einfach in Wollbüschel im Deckel des erhitzen Gefässes, die immer wieder ausgepresst werden mussten. Dasselbe Prinzip nutzten übrigens auch griechische Seefahrer zur Gewinnung von Trinkwasser auf Hoher See. Auch ist bekannt, dass schon die Ägypter vor etwa 6000 Jahren ätherische Öle verwendeten. Zum Mumifizieren, Heilen und zu kosmetischen Zwecken verfügten sie unter anderem über Extrakte aus Zedernholz, Zimt, Basilikum und Koriander. Die Römer und Griechen übernahmen dieses Wissen und bereicherten damit ihre Kultur. Auch die Chinesen und Inder wussten schon früh zu Destillieren, in Indien ist die Produktion von Attar eine Jahrtausende alte Tradition. Merkwürdigerweise scheint das Know-how des Destillierens in Europa plötzlich verloren gegangen zu sein, es finden sich in der Geschichtsschreibung über eine grössere Periode nämlich keine Berichte oder Gegenstände, die mit ätherischen Ölen in Zusammenhang gebracht werden könnten. Erst um das 10. Jh. herum tauchten die wieder auf, diesmal in der arabischen Medizin, durch das arabische Wundergenie Avicenna. Die Destillationsmethode wurde in den folgenden Jahrhunderten durch viele Menschen immer mehr verbessert, sodass viele unterschiedliche Substanzen neu entdeckt und produziert werden konnten (so z.B. reiner Alkohol). Im 16 Jh. schrieb ein Strassburger Arzt seine Destillationskünste nieder, indem er 25 verschiedene ätherische Öle beschrieb. Um 1730 war man schon fähig, 114 verschiedene ätherische Öle durch Destillation zu gewinnen und medizinisch als Heilmittel einzusetzen. Erst in der Industrialisierung wurden die ätherischen Öle in der Medizin dann durch chemische Wirkstoffe verdrängt - die moderne Medizin/Medikamente entstanden. Heute übrig geblieben ist praktisch nur die Aromatherapie.
Die Wasserdampfdestillation:
Bei diesem Verfahren werden die zu extrahierenden Naturstoffe in einen Alambic (Bottich) gegeben und mit Wasser vermengt. Das Ganze wird erhitzt und die Öle werden dadurch aus den Pflanzenteilen gelöst und mit dem Wasserdampf mit nach oben gerissen, wo sie an einem gekühlten Ablaufrohr kondensieren und als Destillat in einem separaten Auffanggefäss landen. Da sich Öl und Wasser nicht mischt, kann das ätherische Öl darauf ganz leicht vom Wasser getrennt werden. Eine andere Methode ist, die Pflanzenteile auf einem Rost zu verteilen, durch den dann Wasserdampf geleitet wird. Die Kunst des Destillierens berücksichtigt nicht nur den Bau des Destillationsapparats, sondern auch die perfekt auf den zu destillierenden Naturstoff abgestimmte Temperatur, Druck und Destillationszeit, die zwischen 1 und 100 h dauern kann. Nebst dem erhaltenen Öl wird auch das Beiprodukt Wasser verwendet, da sich beim Verfahren darin wasserlösliche Substanzen sowie kleine Mengen des Öls gelöst haben. Es wird als Hydrolat bezeichnet und wird z.B. in der Kosmetik verwendet, da es Wirkstoffe enthält und angenehm duftet.
Die Kaltpressung:
Die Kaltpressung wird bei allen Zitrusfrüchten verwendet, wie Bergamotte, Zitrone, Orange, Limette, Petitgrain oder Yuzu. Die Schalen der Früchte werden zerkleinert, mit Wasser vermengt und darauf mechanisch gepresst. Danach wird durch Zentrifugation das Öl abgetrennt. Für Parfumeure werden einige Zitrusöle zusätzlich noch mehrfach destilliert, um gewisse Komponenten aus dem ätherischen Öl zu entfernen, die unerwünscht sind, z.B. weil sie den Duft im Flakon schneller altern lassen.
Die Enfleurage:
Diese Methode nutzt das Prinzip, dass sich Duftstoffe in Fett lösen, sobald die Naturstoffe damit in Kontakt kommen. Schon die Ägypter stellten so duftende Fette her, jedoch konnten Sie den Duftstoff nicht aus dem Fett extrahieren (sie verfügten noch nicht über reinen Alkohol). Die Enfleurage wurde erst im 19 Jh. erfunden und wird für Pflanzen verwendet, z.B. Jasmin oder Tuberose. Die frisch gepflückten Blüten werden dabei auf mit Fett bestrichene Glasplatten gedrückt und für 2 Tage gelagert. Darauf werden die Blüten entfernt und erneut frische Blüten reingedrückt, so lange, bis das Fett mit genügend Öl durchzogen ist (kann mehrere Wochen dauern). Dann wird das Fett mit Alkohol extrahiert und anschliessend der Alkohol abdestilliert. Zurück bleibt das teure Absolue.
Lösungsmittelextraktion:
Zur Lösungsmittelextraktion werden unterschiedlichste Lösungsmittel verwendet, so z.B. Hexan. Dabei wird der Naturstoff mit dem Lösungsmittel vermengt und erhitzt, worauf die Duftstoffe in Lösung gehen. Darauf wird die Lösung von den Naturstoffen getrennt und unter Vakuum abdestilliert, zurück bleibt das Concrète, eine wachshaltige Paste. Diese wird mit Alkohol versetzt und erwärmt, dann gekühlt und die dabei ausgeflockten Substanzen abfiltriert. Der Alkohol wird abdestilliert und zurück bleibt das Absolue. Für die Kreation von Parfums werden Concrètes sowie Absolues verwendet. Diese Art der Extraktion wird z.B. bei Frangipani, Jasmin, Mimose oder Magnolie verwendet. Die Lösungsmittelextraktion ist auch für die Extraktion von Resinoiden wichtig (das gesammelte Harz von Bäumen). Das getrocknete Harz wie Weihrauch, Myrrhe, Benzoe, Styrax, Guajak oder Tolu wird durch diese Extraktionsmethode verarbeitet.
Extraktion durch CO2:
Diese Methode wurde in den 80er Jahren erfunden. Dabei wird CO2 durch erniedrigte Temperatur und erhöhter Druck verflüssigt und fungiert dabei als Lösungsmittel.